Archiv Logbuch

Mai 2018 bis Mai 2020

Resultat ernüchternd

6. Mai 2020

Heute erfuhr ich das Ergebnis der viscom-Analyse zum Bedarf.

Die Frage nach einem Zuwachs an Bedeutung des Frontend beantworteten 48 % mit «trifft zu» und 36 % mit «trifft eher zu». Schön. Allerdings ist die interessante Frage, wer das dann lernen soll bzw. wo Frontend hingehört. Und da sehen die Antworten etwa so aus:

Auf meine Rückfrage hin, was für Betriebe denn da geantwortet hätte, lautete die Antwort: «vor allem Medienagenturen, die bereits heute IMD ausbilden».

Meine ursprünglichen Bedenken, dass der Rücklauf dieser Umfrage/Analyse die Praxis abbilde, bleiben bestehen. Und der Grundtenor, dass Frontend-Entwicklung nichts mit Design zu tun habe, sondern nur technische Umsetzung sei, sagt mir, dass viele schlicht eine andere Vorstellung davon haben, was dieser Job bedeutet oder bedeuten soll. Man könnte auch sagen «keine Ahnung».

Nun sind wir wieder bei folgendem Stand: Die IMD lernen im Idealfall etwas mehr Frontend-Entwicklung aber es gibt immer noch keine Bestrebungen nach einem vollwertigen Beruf. Bin gespannt, was dann die neuen fertiggelernten Mediamatiker*innen von ihrer Ausbildung halten werden. Meine Bedenken sind aber hierbei immer noch nicht geringer.

Fazit: Es gibt kein EFZ Frontend-Entwickler*in

Ausser es tun sich ein paar Engagierte zusammen, gründen einen Verband und machen das, was ICT und viscom heute aus verschiedenen Gründen nicht machen.

Ich mag niemandem den Verdacht verüblen, ich sei verbohrt, denn tatsächlich hege ich den selben gelegentlich auch, aber ich mach trotzdem weiter.

Was nun?

Drei Skizzen ohne Rücksicht auf Machbarkeit dafür mit dem Bewusstsein, mit fast allem hier nochmals von vorn zu beginnen – und den schönen Kürzel #FEEEF2 zu verabschieden.

Zeit, wieder einmal mit ein paar Leuten ein Bier zu trinken. Nach dem Lockdown.

Sonst noch Ideen?

Während der Warterei fahren auch Züge

5. März 2020

Seit Ende Januar warte ich auf einen Laut des viscom, um zu hören, was denn nun aus der Analyse hervorgegangen ist. Packen sie den neuen Beruf an, «mergen» sie die Inhalte mit den Interactive Media Designers oder lassen sie es bleiben?
Und während ich warte, veröffentlichen andere am Laufband Ideen, wie denn der Job genau auszusehen hätte und wie dessen Bezeichnung eigentlich heissen müsste. Ein Beispiel:

Why the World Needs CSS Developers

Ich teile Elad Shechters Meinung grösstenteils. Aber darum gehts gar nicht. Sondern es geht darum, zu zeigen, wie schnell sich die Praxis verändert und wie träge auf der anderen Seite die «Politik» ist. Und es unterstützt ein wenig meine Bedenken zum Begriff «Frontend».

Drum: Falls jemand da draussen arg an Langeweile leidet, soll sie oder er einen neuen Berufsverband gründen und die Sache selbst in die Hand nehmen! Das geht.

Frisches Jahr, frische Infos

6. Januar 2020

Die langen Wartezeiten in der ganzen Angelegenheit finde ich immer noch nicht ganz entspannungsfördernd. Aber ich habe hier mal eine Statusmeldung samt Prognose.

Die viscom ist gerade dabei, besagte Analyse auszuwerten und dürfe Ende Januar soweit fertig sein. Wir sind gespannt, was dabei herauskommt bzw. wie repräsentativ aus unserer Sicht die Resultate der als Basis dienenden Umfrage war. Es fällt mir schwer vorzustellen, dass jene, welche an dieser Umfrage teilgenommen haben, wirklich die ganze Praxis abbilden. Aber wer weiss …

Klar ist jetzt schon: Wenn Frontend Teil der IMD-Ausbildung wird, dauert es mindestens bis 2023 bis die ersten Lernenden damit startet. Würde daraus wirklich ein neuer Beruf, dann reden wir von frühestens 2024.

Das ist lange, aber nicht zu ändern.

Nochmals etwas Medienpräsenz

29. Oktober 2019

Unsere lokale Tageszeitung, das «St.Galler Tagblatt», entschied sich dafür, mein Thema an meiner Person aufzuhängen. Wenn man den Text fertig gelesen hat, kann man sich auch gleich denken, dass mir dabei nicht ganz so wohl war. Aber natürlich freue ich mich sehr darüber, dass die Glocke, an welche ich die Angelegenheit hänge, allmählich grösser wird. Herzlichen Dank an Noemi Heule.

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Interesse aus dem Norden

18. September 2019

Da mache ich mir Gedanken, wie ich dem ganzen, in den Warteschleifen Staub angesetzten Projekt wieder etwas Schwung geben könnte, frage mal in die Runde und prompt kriege ich aus der PAGE-Online-Redaktion in Hamburg sehr positives Feedback. Soeben wurde da ein kleines Interview veröffentlicht.

page-online.de/…/

Das tut gut!

Kleiner Beitrag auf dem Publishing-Blog

18. Juli 2019

Haeme Ulrich hat im Mai ein kleines Videointerview mit mir geführt und prompt online gestellt. Ich habs fast verpasst. Drum freu ich mich jetzt umso mehr darüber. Bitte entschuldigt das fehlende Tempo. Das war eine Premiere für mich und ich bin doch eher der schriftliche Typ. Wenigstens hab ich keinen Schmarrn verzapft.

Gleichzeitig würde ich gerne die Gelegenheit nutzen, wieder einmal einen neuen Stand der Dinge zu veröffentlichen. Würde. Wie im Video erklärt heisst es immer noch warten. Ich rechne mit weiteren Infos bzw. genaueren Angaben zum Datum der Analyse im August. Derweil schönen Sommer allerseits.

Typografie und Frontend

14. März 2019

Frank Rausch spricht an seinem Vortrag an der TYPO Berlin 2018 über den Stand der Typografie in den digitalen Medien und erklärt sehr schön, warum er – selbst Software-Entwickler, später Designer – froh ist, selbst programmieren zu können und warum Interaction-Design schwerlich mit Sketch oder Photoshop angegangen werden kann. Eine weitere Stimme zur Schnittstelle Design und Code und eine klare Forderung zur Reanimation des typografischen Handwerks.

Ein Meilenstein

4. März 2019

In der letzten Februarwoche traf sich unsere illustre Runde vom Januar (die Projektgruppe plus Jonas Schudel, Abteilungsleiter Schule für Gestaltung Zürich und Präsident SIMD, plus Patrik Forrer, Abteilungsleiter Schule für Gestaltung St.Gallen, Lehrberufe) ein zweites Mal – diesmal erweitert um Beat Kneubühler, Vizedirektor der viscom und Geschäftsführer SIMD. Die ganze Sitzung war so produktiv, vorwärts gerichtet und missverständnisarm, dass ich wohl etwas ungläubig aus der Wäsche grinste, als wir uns nach 2 Stunden wieder verabschiedeten.

Für eine prägnante Zusammenfassung zitiere ich gerne Beat Kneubühler: «Im Rahmen der 5-Jahres-Überprüfung des Interactive Media Designers EFZ wird viscom klären, welche Rolle das Thema Frontend in diesem Beruf zukünftig spielen wird. Gleichzeitig wird in einer separaten Berufsfeldanalyse überprüft, ob ein eigenes Berufsbild Frontend-Entwickler/in EFZ arbeitsmarktfähig ist und ein genügendes Mengengerüst vorhanden ist. Diese Analyse soll zudem die Schnittstellen zu bestehenden Berufen im Detail aufzeigen.»

Fantastisch! Nach dem tendenziell zermürbenden Stillstand Ende Jahr kommt nun wieder Fahrt auf, so richtig. Nun hat also viscom das Ruder übernommen. Besagte 5-Jahres-Überprüfung geht im Herbst los. Bis dahin ist deshalb Netzwerken und Sensibilisieren um so wichtiger.

Jetzt, wo die Aussicht auf die schon vor langer Zeit erwähnte Berufsfeldanalyse klarer wird, darf ich auch endlich etwas nervös werden. Wird deren Ergebnis wirklich zeigen, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hat?

Ein paar fremde Argumente jüngerer Tage

1. Februar 2019

Ein anderer Weg?

1. Februar 2019

Die Interactive Mediadesigner/innen EFZ gehen das erste Mal in die vom SBFI für alle Lehrberufe vorgeschriebene Überarbeitung. Da die IMD mancherorts ein etwas unscharfes Profil haben, in der Westschweiz gar der Fokus etwas anders liege und sich in den letzten 5 Jahren sehr viel getan hat, könnte es durchaus sein, dass die zukünftigen IMD einen grossen Teil Frontend-Entwicklung an Bord nehmen. Dies war ein Punkt, der sich aus besagtem Gespräch herauskristallisierte. Ein anderer Punkt war Jonas Schudels nachvollziehbare Bedenken, gerade jetzt mit einem neuen Beruf zu kommen. Das würde alle verunsichern. Es herrscht gerade viel Bewegung bei den Berufen im Kontext.

Als ich damals das erste mal vom neuen Beruf IMD gehört hatte, dachte ich «endlich kommt der Polygraf fürs Web – oder so». Als es dann losging, kam die Ernüchterung à la «das sind ja einfach Grafiker mit Schwerpunkt Interaction – so ein Blödsinn» (subjektive Wahrnehmung). Deshalb finde ich sehr schön, wenn sie endlich Coden lernen. Die Frage ist wieviel. Wir sind nach wie vor der Meinung, Frontender wäre heute eine 4-Jährige Lehre. Auf einen eigenen Beruf zu Gunsten der IMD zu verzichten, hiesse einige Abstriche zu machen. Bis wohin würden die IMD Frontend lernen? Würden sie selbst Templates für ein CMS bauen können oder «nur» die statischen Vorlagen in HTML, CSS und Javascript? Letzteres wäre aus meiner Sicht an der Praxis vorbei. Vielleicht würden sie das Templating im Lehrbetrieb lernen.

Ich bezweifle bei dem ganzen Ansatz, dass man einen bestehenden Beruf so stark überarbeiten kann.

Guten Rutsch … oder so

29. Dezember 2018

Meine ursprünglichen Sorgen bezüglich Zusammenarbeit mit den Verbänden scheinen sich teils zu bestätigen. Anfang November informierte ich Viscom, SGD und SGV über unser Vorhaben. Zusammen mit ICT wären somit alle Verbände, welche mit #feeef2 Schnittmengen haben (siehe unten), informiert. Transparenz.

Von SGD/SGV erhielt ich bis heute keine Reaktion. Im Spam gelandet? Ich mag nicht nachfragen. Bei ICT warte ich schon drei Duzend Tage auf einen Hinweis, bis wann denn unsere Berufsfeldanalyse bei ihnen auf dem Tisch liegen soll, damit sie damit arbeiten können. «Gewisse Dinge brauchen Zeit», zitiere ich hier jemanden aus meinem Rücken. Für mich, der sich gewohnt ist, innerhalb zweier Tage eine Antwort zu erhalten und selbst auch etwa so funktioniert, sind solche Wartezeiten nur schwerlich nicht als Desinteresse zu interpretieren.

Von Viscom meldete sich jedoch prompt Beat Kneubühler. Sein Motiv für einen Austausch war aber hauptsächlich, mich für die Revision der Interactive Media Designer/in an Bord zu holen. Diesem Angebot bin ich grundsätzlich zugeneigt, denn für die optimalen Schnittmengen bei den anderen EFZ mitwirken zu können, wäre ideal. Ob dies allerdings meine Ressourcen zulassen, weiss ich noch nicht. Das Gespräch stärkte aber umso mehr ein Gespühr dafür, wie die Verbände miteinander oder nebeneinander Arbeiten. In Sachen Schnittmengen und Taxonomie-Stufen gibs da einige sonderbare Auswüchse.

Ich wollte derweil schon längst mindestens damit begonnen haben, den Fragebogen für unsere Analyse aufzustellen. Aber ich hatte bislang keine Zeit. Nicht ganz einfach, das Ganze, für einen zur Zeit bis ans Limit ausgelasteten Einmannbetrieb.

Aber! Mein Kumpel – sorry, manchmal fühlt es sich hier an wie unter Tag – Stefan Huber fädelte nach meinem Austausch mit dem GBS seinerseits ein, dass sich nun Mitte Januar die Schulen für Gestaltung Zürich und St.Gallen zusammensetzen und zusehen, dass sie die Analye irgendwie pushen können. (Siehe 3. Abschnitt.) Das ist grossartig. Ich bin sehr gespannt, wohin uns das Treffen führt.

Hier einmal zur Übersicht besagte Verbände mit all ihren EFZ – purpur hervorgehoben, all jene mit Schnittmengen zu #feeef2.

ICT:

Viscom:

SGD und SGV:

Nebenwirkung konkret

29. Dezember 2018

Kleiner Werbeblock: Besagte Ausschreibung für ein Weiterbildungsmodul Frontend in St.Gallen wird Mitte Februar starten. Das Ganze ist etwas kurzfristig entstanden, aber wir wollten nicht noch ein halbes Jahr warten. Deshalb bin ich froh, wenn Ihr das hier – rhabarber.codes – ein wenig streut, damit 12 TeilnemerInnen zusammenkommen. Die Idee ist, Folgemodule anzubieten, wenn die Sache läuft.

Fortschritt in die Breite und Nebenwirkungen

15. Oktober 2018

Der Grund, warum es an dieser Stelle schon länger nichts neues mehr zu lesen gab, ist jener dass das Projekt mehr an Breite oder sagen wir Komplexität gewinnt und wohl deshalb an Tempo verliert. Es fällt mir etwas weniger leicht, einfach so ein paar Sätze zum Status aus dem Ärmel zu schütteln. Hier der Versuch einer kleinen Übersicht.

Wir werden einen Fragebogen für eine Berufsfeldanalyse erstellen. Als Vorlage haben wir den Jüngsten der Mediamatiker zur Hand. Dieser Schritt ist relativ übersichtlich, aber aufwändig und die Arbeit muss richtig sorgfältig werden, damit die ganze Sache etwas taugt. Er wird in diesem Projekt einen der Meilensteine markieren. Wegen eines grossen Jobs finde ich hierfür bis Mitte November allerdings keine Zeit.

Mitte September traf ich mich mit Daniel Kehl, dem Bereichsleiter Grundbildung des GBS. Wir diskutierten die Möglichkeit, ein Projekt einzugeben, bzw. Mittel zu schaffen, das Projekt zu pushen, weil das GBS ein starkes Interesse daran hat, den Beruf im Falle seiner Lancierung am Standort St.Gallen anbieten zu können/dürfen. Politik. Für uns ist der Adresspool an Lehrbetrieben, den das GBS durch seine Vielfalt an Berufen zur Verfügung hat, um einiges interessanter als jener von ICT. So könnten wir die Analyse in einem Unfeld platzieren, welches den Dunstkreis Informatik um Kommunikation und Design ergänzt. Dafür sind die Adressen begrenzt auf die Ostschweiz. Das bedeutet, man müsste es so aufgleisen, dass andere Berufsschulzentren den selben Fragebogen an Ihr Publikum streuen, wir die Daten zusammentragen und so schlussendlich eine nationale Analyse haben. Hier warte ich jetzt seit einem Monat auf Rückmeldung.

Die Kombination aus Zeitmangel und Wartezeit müsste eigentlich keine schlechte sein, doch mir raubt es viel Energie, denn obwohl ich gerade mit Arbeit ausgelastet bin, blockiert es mich während meiner klassischen Grübelphasen beim Wachliegen, Heissduschen oder Postautofahren. Im Moment fühlt es sich so an, als ginge überhaupt nichts vorwärts.

Nicht auf der Packungsbeilage stand was von Auswirkungen auf Ebene Weiterbildung. Aber ich hätte es ahnen müssen, dass ich nicht einfach still sitzen kann. Während einer kleinen Runde mit Kathrin Lettner, Leiterin Schule für Gestaltung/Weiterbildung und Jana Nobel, Lehrgangsleiterin HF Interactive Media Design, entstand der Plan, am GBS ein Modul «Visual Frontend Development» anzubieten – 160 Lektionen, titelfrei. Die Ausschreibung ist im Gange und folgt bald. Bitte nachmachen, liebe Schulen.

Es wird konkreter und unkonkreter.

27. August 2018

Letzten Mittwoch, 22.8., fand das sehnlichst erwartete Treffen mit Hansjörg Hofpeter von ICT-Berufsbildung Schweiz und René Theiler als meine Unterstützung statt. Ein bisschen hatte ich gehofft, dass ICT sagt, «gut gemacht, wir übernehmen jetzt den Fall und eure Arbeitsgruppe macht den Lead» oder sowas in der Art. Nicht ganz. ICT ist zwar sehr interessiert aber, doch wie schon früher erwähnt, muss zuerst sauber geprüft werden, ob die Praxis überhaupt solche Leute braucht. Es hilft nichts, dass wir es einfach glauben. Leuchtet ein. Leider haben sie aktuell zu wenig Ressourcen, uns diese Arbeit abzunehmen. Wenn aber klar ist, dass es den Beruf braucht, dann kriegen sie das hin – so meine Einschätzung. Wenn nur ein Teil unseres Fähigkeitenkatalogs mit dem Bedarf in der Praxis übereinstimmt, würde eher einer der drei bestehenden Informatikerberufe, welche 2019 alle in Revision gehen, entsprechend angepasst. Und natürlich gibts diverse andere Möglichkeiten. Die Mediamatiker sind für die nächsten 5 Jahre wieder fix, denn deren Revision ist gerade dran oder schon durch.

Für uns bedeutet das nun, wir machen eine sogenannte Berufsfeldanalyse. Fragebogen ausarbeiten, an die richtigen Leute streuen und anschliessend auswerten. Zwei einfache Sätze – eine Tonne Arbeit. Hierbei erhalten wir auf jedenfall Hilfe in Form von Know-how und Material. Ob dieser Berg an Papierarbeit irgendwie entschädigt werden kann, steht noch offen.

Das Projekt wird grösser, anspruchsvoller und nicht mehr ganz so übersichtlich – und somit braucht es noch ein wenig mehr Herzblut, alles «einfach für lau» zu machen. Wollen wir das wirklich? Was haben wir denn davon? Wird in 10 Jahren das «Konzept EFZ» überhaupt noch sinnvoll sein? Wir wissen alle, nur weil jemand ein EFZ hat, bedeutet das nicht, dass man diese Person in der Praxis brauchen kann. Ich glaube, das Gros an heutigen Fachleuten im Frontend, hat sich den grössten Teil selbst beigebracht. Warum soll sich das Rezept ändern? Nur wegen eines Ausweises? Obwohl die Resonanz auf unser Projekt durchs Band gut bis enthusiastisch ist, kreise ich offensichtlich gerade in einer kleinen Sinnkrise.

Drum versuche ich jetzt wieder an all die 13- bis 15-Jährigen zu denken, die gerade mitten in der Berufswahl (fest)stecken und daran, dass mir meine Arbeit einfach wahnsinnig Spass macht. Das hilft.

Wieso ich?

21. Juli 2018

Seit 9 Jahren vermittle ich an der Fachklasse Grafik der Schule für Gestaltung St.Gallen jede Klasse während eines Semesters einen Tag pro Woche die Basics der Frontend-Entwicklung und sehe wie viel man in so kurzer Zeit lernen kann, wenn man die Affinität dazu besitzt. Gleichzeitig sehe ich auch, dass Frontend-Entwicklung in den letzten Jahre so komplex geworden ist, dass man locker eine 4-jährige Lehre damit füllen kann – kombiniert mit Kompetenzen in Gestaltung und Kommunikation sowieso.

Seit noch ein paar Jahren mehr, kriege ich immer wieder zu hören, dass es generell zu wenig «Programmierer» gibt, die eine Ahnung von Gestaltung haben und Ende 2017 las ich einen Artikel, in dem ungefähr folgendes stand: «Von den Kindern, die heute ins Schulsystem eintreten, lernen 80 % einen Beruf, den es jetzt noch gar nicht gibt.»

Also dachte ich «Hü!» und hatte einfach einmal begonnen zu arbeiten, blauäugig und mit exakt null Erfahrung diesbezüglich aber mit der Zuversicht, bald ein Team zusammen zu haben, welches diesen Berg mit mir besteigt. Schön gesagt, gell?

Frontend vs. Backend

30. Juni 2018

Während eines der ersten Gespräche hat mir ein Applikationsentwickler sehr schön aufgezeigt, wie die Technologien des Frontends immer mehr einstige Aufgaben des Backends übernehmen. Das bedeutet vereinfacht, ja vage ausgedrückt, dass Bausteine einer Webapplikation immer mehr im Browser ausgeführt werden oder mit Technologien realisiert werden, die ihren Ursprung im Frontend haben. Man möge mich korrigieren. Flüchtig betrachtet könnte man nun annehmen, dass es für Backend-Entwickler immer weniger zu tun gibt, dafür Frontend-Entwickler immer mehr können müssen.

Ich denke wir müssten ein paar Gedanken den Begriffen widmen, denn zur Fertigung einer Website/Webapplikation gehören nach wie vor drei ungefähr gleich gewichtete Disziplinen: Jemand muss ein Design machen, jemand muss das Design in HTML, CSS und JS zum Glanz bringen und oft muss jemand eine Applikation «dahinter» bauen. Ob die Applikation nun im Frontend oder im Backend läuft, ist den Applikationsentwicklern grundsätzlich wurst, denn sie können beides. Für den klassischen Anteil des Frontends (Design umsetzen) ändert sich nichts. Hier eine kleine Veranschaulichung.

Wäre die Berufsbezeichnung Frontend-Entwickler überhaupt noch zeitgemäss? Wenn nicht, wärs schade, jetzt wo endlich alle wissen, was das ist. Die Backender haben schon eine würdige und offizielle Ablösung: Applikations-Entwickler.

Ablösung von der One-Man-Show

27. Juni 2018

Am 20. Juni traf ich mich mit Stefan Huber, Mitorganisator und Dozent an der Interaction Design HF der Schule für Gestaltung Zürich. Er hatte von #feeef2 Wind bekommen und liess sich gleich anstecken. Wir hatten eine lose, konstruktive Plauderei bei einem malzhaltigen Getränk. Themen: Positionierung/Schnittmengen, das Problem mit den Lehrmitteln in unseren Fächern, die Kurzlebigkeit von Technologien, Ausbildungsplätze, Vernetzung auf diesem Lehrgebiet, und und und.

Wir haben auch festgehalten, dass es der Sache zuträglich wäre, wenn wir sie von der One-Man-Show Jürgen Wössner lösen und offiziell eine Projektgruppe bilden, die in naher Zukunft um ein paar Köpfe wachsen soll. Das ist mir sehr Recht. Gibt mehr Gewicht und entlastet mich gleichzeitig. Deshalb steht jetzt ein Umbau dieser Website an. Hoffentlich finde ich bald Zeit.

Grosser Schritt

25. Juni 2018

So, ich hab mich eine Weilchen mit Schreiben zurückgehalten, weil ich erst einen Meilenstein vom 19. Juni abwarten wollte. An besagtem Dienstag war eine Sitzung der ICT-Berufsbildung, an welcher mein Grundsatzdokument (GitHub) vorgestellt wurde.

Prolog: Am 22. Mai telefonierte ich auf Empfehlungen zweier Arbeits-Gschpändli am GBS mit René Theiler vom VSD, einem kleinen, innovativen Verband des grafischen Gewerbes. Und eigentlich erhoffte ich mir nur ein wenig Klarheit zur Vorgehensweise, doch dann ging alles schneller als erwartet. René Theiler ist ganz wunderbar vernetzt, meine Thema nicht absolut neu deshalb auch schon hie und da gestreift worden – wenn auch nicht so konkret – und der VSD ist Mitglied bei ICT-Berufsbildung und die hätten eben bald ein Sitzung. Ich solle ihm etwas zum Mitnehmen richten, dann tät er das Projekt vorstellen. In den drei folgenden Wochen vor der Sitzung ging er mit #feeef2 etwas in seinem Netzwerk hausieren und stiess durchs Band auf positive bis begeisterte Resonanz, was auf ihn und natürlich auch auf mich beflügelnde Wirkung tat.

Zurück zur Sitzung: Der ICT fand die Idee interessant, es müsse aber noch ihre Berufsfeldanalyse abgewartet werden. Sie hätten in den letzten Wochen schon mit den Verbänden Viscom (Polygraf und Interactive Media Designer) und SGD (Grafiker und UX/UI-Designer*) Kontakt gehabt und versucht sich abzustimmen. Nun haben wir (René Theiler und ich) am 22. August mit Hansjoerg Hofpeter, Leiter Berufliche Grundbildung, in Bern eine Sitzung deren Kern die Schnittmengen sein werden. Für das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI müsse ein neuer Beruf sich deutlich von bestehenden abgrenzen.

Das «fand die Idee interessant» klingt für meine Ohren etwas vorsichtiger, als ichs gerne hätte, aber alles in allen schwingt dem ganzen doch eine ordentliche Portion Yes! mit.

* Da scheint was neues im Busch zu sein.

Passt das wirklich?

8. Juni 2018

Ist «meine» Positionierung des #feeef2 wirklich das, was der Markt braucht? Das war eine Kernfrage im Austausch mit Fachleuten in den jüngsten Tagen.

Grosse Digital-Agenturen mögen die Überschneidungen der Kompetenzen mit den Applikationsentwicklern und Designern eher als Redundanz empfinden, die man zugunsten anderer Fertigkeiten und klarerer Profile hätte meiden können, denn in grossen Firmen – sagen wir ab 15 Nasen – sind die Aufgaben und Schnittstellen sehr präzise definiert. Das kann man wohl branchenübergreifend feststellen. Doch kaum jemand kann frisch ab Lehrabschluss «gebrauchsfertig» eingesetzt werden. Es findet immer eine Anpassung, eine Spezialisierung statt: durch den Job selbst, durch eigenes Interesse und/oder durch Weiterbildung. Hier ist «mein» #feeef2 nicht perfekt aber auch sicher nicht verkehrt.

Für Firmen in der Grösse 1 bis 15 Nasen, wo alle etwas enger zusammenarbeiten, sieht das anders aus und wenden wir den Blick gar etwas mehr Richtung Werbe- und Kommunikations-Agenturen dieser Grösse, wird noch deutlicher, dass Überschneidungen in den Fertigkeiten generell sehr gewünscht sind. Es begünstig schlicht die Kommunikation, den Austausch von Ideen, Lösungen. Hier passt «mein» #feeef2 also ganz gut. Fügt man hinzu, dass ein Grossteil der Firmen mit Ausbildungsplätzen und Jobangeboten eher aus dieser «Ecke» kommt, passt das noch besser.

Gut, mit der Grösse selbst hat es weniger zu tun als vielmehr damit wieviele verschiedene Jobs unter einem Dach arbeiten. 10 Applikationsentwickler + 10 Frontender funktionieren anders als 5 Applikationsentwickler + 5 Designer + 5 Frontender + 2 Berater + 3 Texter.

Junge Menschen die mitten in der Berufsfindung stehen, sind selten in der Lage, sich für eine Ausbildung zu entscheiden, die wirklich zu ihnen passt. Zu stark sind alle möglichen Einflüsse rund um sie herum. Da tut es gut, wenn zwischen Design und Technik nochmals ein Angebot aufgeht. Im Hinblick auf eine spätere Spezialisierung sowieso. Da hätten wir im Angebot: Vertiefung im Frontend (da wirds noch einiges geben), Fokus Design oder Applikationsentwicklung oder ein paar Lenze später ein Wechsel in die Beratung.

Fazit: Ich glaube ja.

Kleine Bestärkung aus dem Nachbarland

25. Mai 2018

Soeben bin ich auf einen kleinen Artikel von Dieter Petereit auf «Dr. Web» aufmerksam gemacht worden. Ich freue mich natürlich über jede Bestärkungen: «Jurassic Work: Webdesigner sterben aus»

Nachtrag vom 3. September 2020: Der Artikel wurde mittlerweilen gelöscht.

Supporter?

4. Mai 2018

Ich wünsche mir auf dieser Site eine wachsende Liste an Firmen und Institutionen, welche die Lancierung dieses neuen Berufs ideell unterstützen. Wahrscheinlich in Form von Logos. Macht politisch mehr Eindruck. Noch besser wäre eine Liste an Lehrbetrieben, die ab August 2019 (zu früh?) bereit sind, Lehrstellen anzubieten.

Nachtrag vom 1. Juni: Sagen wir August 2021 …

Erste Gedanken zum Verband

3. Mai 2018

Den bevorstehenden Berg an Papierarbeit blende ich einmal aus, obwohl ich den Umfang einer Bildungsverordnung an der Fachklasse Grafik bereits kennen lernen durfte.

Viel furchteinflössender ist die Aussicht, mit einem Verband zusammenarbeiten zu müssen. Die genauen Aufgaben eines Berufsverbandes werde ich gelegentlich noch hier zusammentragen, aber die Durchführung des Lehrabschlusses und der überbetrieblichen Kurse gehören auf jeden Fall dazu.

Vorgestern traf ich mich mit dem HR-Chef, dem Ausbildungsverantwortlichen der Interactive Mediadesigner und jenem der Informatiker Applikationsentwicklung einer ziemlich grossen Agentur für einen unverbindlichen Austausch. (Merken: Das nächste mal muss ich unbedingt fragen, ob ich Namen nennen darf. Nicht dass das hier jetzt irgendwie geheim wäre, aber sie wussten noch nichts von diesem Logbuch.) Das Treffen hat gezeigt, dass die Idee grundsätzlich gut ist. Neben der skizzierten Situation am Markt, einigen ganz groben Ideen für Lehrinhalte, Abgrenzungen und Überschneidungen mit den «Nachbarberufen», diskutierten wir über mögliche Situationen, Probleme, Zusammenarbeiten mit den Verbänden. Konkret geht es im Moment um Viscom und ICT-Berufsbildung Schweiz. Fürs erste steht die Idee, möglichst viel Vorarbeit zu machen, um quasi mit einem pfannenfertigen Bildungsplan den Verband anzugehen. Fürs erste.

Was zuvor geschah: Rückmeldung

3. Mai 2018

Februar 2018. Die Rückmeldung aus dem Rektorat lautete, ganz grob zitiert: nichts für die Grundbildung und ich soll mich mit der Weiterbildung in Verbindung setzen. Dort sei das «Thema» mit der HF Interactive Media Design schon vertreten. Mit etwas mentaler Anstrengung schaffe ich es locker, mich nicht lange über dieses Feedback zu wundern.

Ich meine für den zweiten Bildungsweg Frontend-Entwicklung anzubieten ist sicher sinnvoll, aber mir geht es um die Grundbildung.

Nun, im Nachhinein betrachtet, war diese Rückmeldung gar nicht so wichtig. Die Unterstützung von Patrik Forrer habe ich und das hilft mir sehr.

Was zuvor geschah: Erster Schritt

2. Mai 2018

Januar 2018. Erstes Treffen mit meinen Abteilungsleiter, Patrik Forrer. Mit dabei ein A4 mit der Idee für den neuen Beruf. Er war schnell zu überzeugen und erklärte mir kurz, was es grundsätzlich braucht, damit der Bund eine neue Berufslehre gutheisst: 1. einen Berufsverband, 2. national 100 Lehrstellen für den Start. Ich dachte, easy. Er werde das dem Rektora t vorlegen. Das bedeutet warten.

Erster Logbucheintrag

2. Mai 2018

Das Layout wird sich entwickeln, Struktur und Inhalt ebenso.