Resultat ernüchternd
6. Mai 2020
Heute erfuhr ich das Ergebnis der viscom-Analyse zum Bedarf.
Die Frage nach einem Zuwachs an Bedeutung des Frontend beantworteten 48 % mit «trifft zu» und 36 % mit «trifft eher zu». Schön. Allerdings ist die interessante Frage, wer das dann lernen soll bzw. wo Frontend hingehört. Und da sehen die Antworten etwa so aus:
- 34 % sind für ein eigenes Berufsbild Frontend-Entwickler/in.
- 39 % sind der Meinung, dass das Thema (auch) zum IMD gehört und künftig noch mehr gewichtet werden soll. Tendenz zu eigener Fachrichtung (Problematik Mengengerüst).
- 27 % finden, dass das Thema in der Ausbildung IMD ausreichend abgedeckt ist.
Auf meine Rückfrage hin, was für Betriebe denn da geantwortet hätte, lautete die Antwort: «vor allem Medienagenturen, die bereits heute IMD ausbilden».
Meine ursprünglichen Bedenken, dass der Rücklauf dieser Umfrage/Analyse die Praxis abbilde, bleiben bestehen. Und der Grundtenor, dass Frontend-Entwicklung nichts mit Design zu tun habe, sondern nur technische Umsetzung sei, sagt mir, dass viele schlicht eine andere Vorstellung davon haben, was dieser Job bedeutet oder bedeuten soll. Man könnte auch sagen «keine Ahnung».
Nun sind wir wieder bei folgendem Stand: Die IMD lernen im Idealfall etwas mehr Frontend-Entwicklung aber es gibt immer noch keine Bestrebungen nach einem vollwertigen Beruf. Bin gespannt, was dann die neuen fertiggelernten Mediamatiker*innen von ihrer Ausbildung halten werden. Meine Bedenken sind aber hierbei immer noch nicht geringer.
Fazit: Es gibt kein EFZ Frontend-Entwickler*in
Ausser es tun sich ein paar Engagierte zusammen, gründen einen Verband und machen das, was ICT und viscom heute aus verschiedenen Gründen nicht machen.
Ich mag niemandem den Verdacht verüblen, ich sei verbohrt, denn tatsächlich hege ich den selben gelegentlich auch, aber ich mach trotzdem weiter.
Was nun?
Drei Skizzen ohne Rücksicht auf Machbarkeit dafür mit dem Bewusstsein, mit fast allem hier nochmals von vorn zu beginnen – und den schönen Kürzel #FEEEF2 zu verabschieden.
- Eine Lehre ohne EFZ, möglicherweise in Form einer Fachklasse. Es schliessen sich 20 Firmen zusammen und erstellen ein Manifest.
- Ein einjähriger Vollzeit-Vorkurs für Oberstufenabgänger*innen als Überbrückung zu einem EFZ als Applikations-Entwickler*in, IMD, Polygraf*in, Grafiker*in
- Oder eben das mit dem neuen Verband.
Zeit, wieder einmal mit ein paar Leuten ein Bier zu trinken. Nach dem Lockdown.
Sonst noch Ideen?
Guten Rutsch … oder so
29. Dezember 2018
Meine ursprünglichen Sorgen bezüglich Zusammenarbeit mit den Verbänden scheinen sich teils zu bestätigen. Anfang November informierte ich Viscom, SGD und SGV über unser Vorhaben. Zusammen mit ICT wären somit alle Verbände, welche mit #feeef2 Schnittmengen haben (siehe unten), informiert. Transparenz.
Von SGD/SGV erhielt ich bis heute keine Reaktion. Im Spam gelandet? Ich mag nicht nachfragen. Bei ICT warte ich schon drei Duzend Tage auf einen Hinweis, bis wann denn unsere Berufsfeldanalyse bei ihnen auf dem Tisch liegen soll, damit sie damit arbeiten können. «Gewisse Dinge brauchen Zeit», zitiere ich hier jemanden aus meinem Rücken. Für mich, der sich gewohnt ist, innerhalb zweier Tage eine Antwort zu erhalten und selbst auch etwa so funktioniert, sind solche Wartezeiten nur schwerlich nicht als Desinteresse zu interpretieren.
Von Viscom meldete sich jedoch prompt Beat Kneubühler. Sein Motiv für einen Austausch war aber hauptsächlich, mich für die Revision der Interactive Media Designer/in an Bord zu holen. Diesem Angebot bin ich grundsätzlich zugeneigt, denn für die optimalen Schnittmengen bei den anderen EFZ mitwirken zu können, wäre ideal. Ob dies allerdings meine Ressourcen zulassen, weiss ich noch nicht. Das Gespräch stärkte aber umso mehr ein Gespühr dafür, wie die Verbände miteinander oder nebeneinander Arbeiten. In Sachen Schnittmengen und Taxonomie-Stufen gibs da einige sonderbare Auswüchse.
Ich wollte derweil schon längst mindestens damit begonnen haben, den Fragebogen für unsere Analyse aufzustellen. Aber ich hatte bislang keine Zeit. Nicht ganz einfach, das Ganze, für einen zur Zeit bis ans Limit ausgelasteten Einmannbetrieb.
Aber! Mein Kumpel – sorry, manchmal fühlt es sich hier an wie unter Tag – Stefan Huber fädelte nach meinem Austausch mit dem GBS seinerseits ein, dass sich nun Mitte Januar die Schulen für Gestaltung Zürich und St.Gallen zusammensetzen und zusehen, dass sie die Analye irgendwie pushen können. (Siehe 3. Abschnitt.) Das ist grossartig. Ich bin sehr gespannt, wohin uns das Treffen führt.
Hier einmal zur Übersicht besagte Verbände mit all ihren EFZ – purpur hervorgehoben, all jene mit Schnittmengen zu #feeef2.
ICT:
- Informatikerin Applikationsentwicklung
- Informatikerin Betriebsinformatik
- Informatikerin Systemtechnik
- Mediamatikerin
- ICT-Fachfrau
Viscom:
- Polygrafin
- Interactive Media Designerin
- Medientechnologin
- Printmedieverarbeiterin
- Printmedienpraktikerin
SGD und SGV:
Fortschritt in die Breite und Nebenwirkungen
15. Oktober 2018
Der Grund, warum es an dieser Stelle schon länger nichts neues mehr zu lesen gab, ist jener dass das Projekt mehr an Breite oder sagen wir Komplexität gewinnt und wohl deshalb an Tempo verliert. Es fällt mir etwas weniger leicht, einfach so ein paar Sätze zum Status aus dem Ärmel zu schütteln. Hier der Versuch einer kleinen Übersicht.
Wir werden einen Fragebogen für eine Berufsfeldanalyse erstellen. Als Vorlage haben wir den Jüngsten der Mediamatiker zur Hand. Dieser Schritt ist relativ übersichtlich, aber aufwändig und die Arbeit muss richtig sorgfältig werden, damit die ganze Sache etwas taugt. Er wird in diesem Projekt einen der Meilensteine markieren. Wegen eines grossen Jobs finde ich hierfür bis Mitte November allerdings keine Zeit.
Mitte September traf ich mich mit Daniel Kehl, dem Bereichsleiter Grundbildung des GBS. Wir diskutierten die Möglichkeit, ein Projekt einzugeben, bzw. Mittel zu schaffen, das Projekt zu pushen, weil das GBS ein starkes Interesse daran hat, den Beruf im Falle seiner Lancierung am Standort St.Gallen anbieten zu können/dürfen. Politik. Für uns ist der Adresspool an Lehrbetrieben, den das GBS durch seine Vielfalt an Berufen zur Verfügung hat, um einiges interessanter als jener von ICT. So könnten wir die Analyse in einem Unfeld platzieren, welches den Dunstkreis Informatik um Kommunikation und Design ergänzt. Dafür sind die Adressen begrenzt auf die Ostschweiz. Das bedeutet, man müsste es so aufgleisen, dass andere Berufsschulzentren den selben Fragebogen an Ihr Publikum streuen, wir die Daten zusammentragen und so schlussendlich eine nationale Analyse haben. Hier warte ich jetzt seit einem Monat auf Rückmeldung.
Die Kombination aus Zeitmangel und Wartezeit müsste eigentlich keine schlechte sein, doch mir raubt es viel Energie, denn obwohl ich gerade mit Arbeit ausgelastet bin, blockiert es mich während meiner klassischen Grübelphasen beim Wachliegen, Heissduschen oder Postautofahren. Im Moment fühlt es sich so an, als ginge überhaupt nichts vorwärts.
Nicht auf der Packungsbeilage stand was von Auswirkungen auf Ebene Weiterbildung. Aber ich hätte es ahnen müssen, dass ich nicht einfach still sitzen kann. Während einer kleinen Runde mit Kathrin Lettner, Leiterin Schule für Gestaltung/Weiterbildung und Jana Nobel, Lehrgangsleiterin HF Interactive Media Design, entstand der Plan, am GBS ein Modul «Visual Frontend Development» anzubieten – 160 Lektionen, titelfrei. Die Ausschreibung ist im Gange und folgt bald. Bitte nachmachen, liebe Schulen.
Es wird konkreter und unkonkreter.
27. August 2018
Letzten Mittwoch, 22.8., fand das sehnlichst erwartete Treffen mit Hansjörg Hofpeter von ICT-Berufsbildung Schweiz und René Theiler als meine Unterstützung statt. Ein bisschen hatte ich gehofft, dass ICT sagt, «gut gemacht, wir übernehmen jetzt den Fall und eure Arbeitsgruppe macht den Lead» oder sowas in der Art. Nicht ganz. ICT ist zwar sehr interessiert aber, doch wie schon früher erwähnt, muss zuerst sauber geprüft werden, ob die Praxis überhaupt solche Leute braucht. Es hilft nichts, dass wir es einfach glauben. Leuchtet ein. Leider haben sie aktuell zu wenig Ressourcen, uns diese Arbeit abzunehmen. Wenn aber klar ist, dass es den Beruf braucht, dann kriegen sie das hin – so meine Einschätzung. Wenn nur ein Teil unseres Fähigkeitenkatalogs mit dem Bedarf in der Praxis übereinstimmt, würde eher einer der drei bestehenden Informatikerberufe, welche 2019 alle in Revision gehen, entsprechend angepasst. Und natürlich gibts diverse andere Möglichkeiten. Die Mediamatiker sind für die nächsten 5 Jahre wieder fix, denn deren Revision ist gerade dran oder schon durch.
Für uns bedeutet das nun, wir machen eine sogenannte Berufsfeldanalyse. Fragebogen ausarbeiten, an die richtigen Leute streuen und anschliessend auswerten. Zwei einfache Sätze – eine Tonne Arbeit. Hierbei erhalten wir auf jedenfall Hilfe in Form von Know-how und Material. Ob dieser Berg an Papierarbeit irgendwie entschädigt werden kann, steht noch offen.
Das Projekt wird grösser, anspruchsvoller und nicht mehr ganz so übersichtlich – und somit braucht es noch ein wenig mehr Herzblut, alles «einfach für lau» zu machen. Wollen wir das wirklich? Was haben wir denn davon? Wird in 10 Jahren das «Konzept EFZ» überhaupt noch sinnvoll sein? Wir wissen alle, nur weil jemand ein EFZ hat, bedeutet das nicht, dass man diese Person in der Praxis brauchen kann. Ich glaube, das Gros an heutigen Fachleuten im Frontend, hat sich den grössten Teil selbst beigebracht. Warum soll sich das Rezept ändern? Nur wegen eines Ausweises? Obwohl die Resonanz auf unser Projekt durchs Band gut bis enthusiastisch ist, kreise ich offensichtlich gerade in einer kleinen Sinnkrise.
Drum versuche ich jetzt wieder an all die 13- bis 15-Jährigen zu denken, die gerade mitten in der Berufswahl (fest)stecken und daran, dass mir meine Arbeit einfach wahnsinnig Spass macht. Das hilft.